Periscope, Meerkat und YouNow verändern die Videowelt
Ein Video mit einem Camcorder aufnehmen, schneiden, nachbearbeiten und dann auf Youtube laden? Das wirkt dieser Tage wie ein Ablauf aus dem letzten Jahrzehnt. Immer mehr Apps bieten die Möglichkeit live Video ins Netz zu stellen.
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The Next YouTube
Ich komme noch aus der YouTube-Welt. Man überlegt sich ein Format, bestückt sein Studio mit Tisch und Deko, bastelt sich ein Intro und ab geht die Post. Periscope, Meerkat und Co. eröffenen allerdings einen ganz neuen Weg seine Zuschauer zu erreichen. Man kann von unterwegs Video ins Netz streamen. Einfach Smartphone raus, die hochauflösende Kamera an und schon geht der Livestream per LTE ins Netz zu den Zuschauern. Von überall auf der Welt (sofern die Verbindung gut ist) kann man nun auf Sendung gehen. Übertragungswagen und Notebooks für den Schnitt fallen weg. Das Video wird auf Wunsch sogar für die Nachwelt gespeichert. Das wirkt schon auf den ersten Blick wie die Zukunft. Ich bin allerdings nach ersten Tests noch nicht ganz überzeugt.
Live um jeden Preis
Der Live-Charakter hat seinen Charme. Einfach auf Sendung gehen. Sich vor der Kamera verhaspeln, Fehler machen und alles wird den Zuschauern gezeigt. Es passiert einfach gerade so und hat deshalb auch seinen Charme. Die Zuschauer können live per kurzen Nachrichten mit dem Sender interagieren. „Zeige mal bitte im Hintergrund das Gebäude!“ – Ein Schwenk und der Wunsch ist erfüllt. Hier kann ich live auf einer Motorshow in Genf auf Sendung gehen. Muss nicht mehr etliche Nahaufnahmen drehen, Moderationen aufnehmen und alles kompakt in einem knackigen Video zusammenfügen. Vor allem ist man sofort online mit seinem Video.
Was wird gesendet?
Besonders in Periscope sehe ich einen großen Player für den Markt. Thema des Streams angeben, per Twitter und Facebook die Verfolger auf den Stream hinweisen und los geht es. Für mich stellt sich aber eine wichtige Frage bei der ganzen Live-Geschichte. Was soll man zeigen? Ich habe jetzt mehrere Tage Periscope genutzt und sehe oft einfach nur gähnende Langeweile. Frau zeigt sich im Badezimmer. Mensch zeigt den Sonnenuntergang in Amerika. Ich sehe Pferde und lauter wackelige Partypeople beim feiern. Inhalt sehe ich eher selten und dennoch ist es zum Teil doch spannend, weil man halt live dabei ist. Auf der ganzen Welt kann ich mich in die Streams reinzappen. Trotzdem macht Periscope nur für spannende Inhalte auch wirklich Sinn. Ich muss als Sender an einem spannenden Ort sein. Ich muss etwas Tolles erleben. Ich muss bei einem besonderen Ereignis zugegen sein. Erst dann wird Livevideo auch richtig spannend. Der Alltag der Masse ist allerdings nicht spannend. Es fehlen genau dort die Highlights. Vor allem aber sollte das Ereignis im Livestream auch lange geung dauern, denn die Zuschauer sind erst nach ein paar Minuten alle im Stream versammelt. Hier sehe ich bislang noch starke Schwächen aller Dienste.
https://www.youtube.com/watch?v=LR4AntiV0dw
Wo ich persönlich Periscope sehe
Für mich ist Periscope eher eine wachsende Möglichkeit. Es ist kinderleicht und ich kann jedes verdammte Smartphone für einen Stream nutzen. Ich habe durch Zufall einen Gottesdienst in Irland verfolgt. Da macht es durchaus Sinn und ist schnell in der Kirche über ein Wlan installiert. Schon kann sich jeder ehemalige Bewohner nun von den ganzen Welt aus den heimischen Gottesdienst am Sonntag ansehen. Auf Events kann man die App für Livevideo nutzen. Backstage mit dem Künstler und er geht im Video live auf die Bühne. Paul McCartney spielt einfach auf einer Terasse ein kleines Konzert für die Fans. Diese Dinge werden passieren und die Welt wie Instagram verändern. Vor allem werden wir Periscope bei Nachrichtensendern sehen. Direkt neben dem Vulkan per Smartphone auf Sendung. Unglücke werden live im Stream verfolgt werden können, weil irgendwer noch kurz vorher seinen Stream aktiv hatte. In meinem Kopf gibt es einfach unendlich viele Einsatzmöglichkeiten, sofern das Ereignis für die Menschen spannend genug ist. Genau darin liegt bislag halt das Problem. Es gibt kaum spannende Events und Nutzer.
Datenvolumen und Akku
Generell kostet so ein Stream viel mobiles Datenvolumen. Zwar steigen die Datenraten hier jeden Monat, doch die meisten Nutzer haben mobil bislang wohl immer noch erst 500-1000MB mobil zur Verfügung. Im heimischen WLan dürfte es dagegen nicht so spannende Bilder geben. Periscope und andere Dienste werden daher wohl erst in den kommenden Jahren richtig interessant für den Massenmarkt werden. Auch dann wird nicht jeder Nutzer zum eigenen TV-Sender mutieren, sondern das Ereignis an sich für Interesse sorgen. Man wird Periscope bei Fußballern im Training sehen. Schauspieler, Reporter, Techtypen und Promis werden den Dienst bekannt und interessant machen. Diese Menschen erleben tolle Dinge und können ihr Publikum damit unterhalten. Das ändert sich auch mit Periscope und Co. nicht. Auf die Livevideos von der nächsten Fußballweltmeisterschaft darf man daher schon jetzt gespannt sein.
Hier gibt es Periscope als App